Es ist Samstag Morgen und ich gehe die Frührunde mit dem Hund. Wie so oft komme ich durch die Unterführung und mache meine hallenden Geräusche im Tunnel, weil es der Hund wie immer einfordert indem er sich zu mir auffordernd umdreht. Am Ausgang des Tunnels liegt ein großes, braunes Ahornblatt. Es ist unversehrt, fast schon makellos, wohl erst vor Kurzem vom Baum gefallen. Jetzt liegt es auf dem asphaltierten Fußweg, in der Nässe.
Üblicherweise nutze ich die walks um Gedanken zu sammeln, manchmal auch ToDos. Bei etwas Wichtigem merke ich mir den Anfangsbuchstaben. Pro Walk können sich dann schon mal drei oder vier Buchstaben ansammeln und ich merke mir eine einprägsame Reihenfolge der Buchstaben. Bisher konnte ich mich zurück daheim fast immer mit Hilfe der Anfangsbuchstaben an die Gedanken erinnern.
Diesmal habe ich den Kopf ganz frei und muss mir nichts merken. Also mache ich mir Gedanken zu dem Blatt; nur für ein Paar Minuten, bis ich beim Bäcker ankomme.
Dieses Blatt glänzt fast durch die Regentröpfchen darauf, es ist so vollkommen, kann es nicht so bleiben um seine Schönheit länger zu präsentieren?
Der Verstand sagt, es ist aus organischer Masse, also vergänglich. Es wird löchrig werden, die Spitzen zerstört, durch achtlose Schuhe, die darauf treten oder einfach nur durch die Witterung.
Dann wird es wieder trockener, es kommt Wind auf und verweht das Blatt in den benachbarten Grünstreifen. Der Prozess der Zersetzung beginnt, als Ergebnis einer Zerkleinerung durch Mikroorganismen.
Zum nächsten Frühling wird es vielleicht schon komplett verschwunden sein.
So vergänglich ist dieser Teil der Natur und bin ich es auch – in Jahrzehnten gerechnet. Wir Menschen sollten diese sichere Erkenntnis vielleicht mehr bei unserem Handeln berücksichtigen, im Sinne einer ausgeprägteren Nachhaltigkeit.